St.Ruprecht 1

Von der Ruine zum Mehrgenerationenhaus mit Galerie

Künstler zu Gast im Haus Nr.1 (Drachen, Schlösser und Breinwurst)

Suleika und Roland Graf sind derzeit zu Gast in der Galerie Nr.1. Suleika ist Mosaikkünstlerin und Roland Graf diplomierter Bildhauer. Zusammen haben wir viel über Drachen in der Süd/Oststeiermark gelernt. Gemeinsam mit Suleika und Roland Graf sind wir durch die Landschaft gependelt. Grundsätzlich haben sich die beiden Schweizer auf die Steiermark vorbereitet und sich sehr interessiert für Erdställe, unterirdische Gänge und Drachen. Das ganze Spektrum an Mittelalter eben. Also haben wir eine Schlössertour gemacht, da solche unterirdischen Gänge wohl am ehesten dort zu vermuten wären. Abgeholt habe ich die beiden im Stift Vorau.
Grundsätzlich muss man anmerken, dass eine Schlössertour im Winter keine gute Idee ist, wenn man legal die Schlösser von innen anschauen will, aber ideal um über Mauern zu klettern und andere Künstler kennenzulernen.

Schlösser
Es war ein wunderschöner Sonntag, an dem wir zur Riegersburg gefahren sind. Wenn man auf Schloss Freiberg die Augen zusammenkneift oder eine Kamera mit Teleobjektiv sein eigen nennt, kann man die Riegersburg gut sehen. So wird dieser Verteidigungswall aus Burgen und Schlössern gegen die damalige Bedrohung aus dem Osten, die hier existierte gut sichtbar. Auf der anderen Seite, sieht man das Schloss Stadl, weiter dahinter das Schloss Gutenberg. Dann kommen schon langsam die Alpen. Im Mittelalter stand das osamanische Reich vor den Toren dieser Schlösser. Die Riegersburg wurde nie eingenommen, wohl deswegen sitzt ein türkischer Krieger im Schneidersitzt an einem der Fenster der Riegersburg, um diese Geschichte erzählen zu können. Wir hangeln uns über eine Mauer und haben die Burg für uns alleine. Nur die Falken kreisen über uns (oder sind es Bussarde?). In Ornitologie war ich immer schlecht. Aufgrund der Baumasse und der Steine versuchen wir die Geschichte zu rekonstruieren. Tiefe Furchen im Boden zeugen von rollenden Wägen, die hier wohl von Ochsen und Pferden hochgezogen wurden. Eine Auflistung von Tieren und einer Tränke bestätigt den Einsatz der Tiere. Es ist ein sonniger Tag und wir überlegen kurz ob wir den Abstieg über den Klettersteig wagen sollen, lassen es dann aber aus sicherheitstechnischen Gründen und Mangel an Ausrüstung aber sein. Später zeigt mir mein Bruder ein Video vom Arsenal der Oper, in dem die Ritterausrüstungen präsentiert werden. Die Mitarbeiter haben die Rüstungen übergezogen und zum Kampf angelegt. Wir bemerken, dass mein Bruder ein grossartiger Ritter gewesen wäre. Agil und beweglich, praktisch unverwundbar. Ausserdem ist er ein grosser Drachenliebhaber, wie sich herausstellen sollte.

Drachen
Wir finden einige Hinweise auf Drachen in Stein gehauen. Was hat es mit diesen Drachenbildern auf sich? Woher kommt die Geschichte von feuerspeienden, geflügelten Drachen? Es beruhigt mich, dass das auch Kunstgeschichtler nicht eindeutig erklären können. Die tatsächliche Existenz von Drachen zu beweisen, wäre ein Abenteuer. Der Drache als Schutzsymbol ist eine andere Erklärung. Wohl deswegen wird er auch auf Schloss Kornberg – dem nächsten Ziel unserer kleinen Schlössertour – schon am Eingang an der Tür präsentiert. Soll er uns Besucher abschrecken? Wow, die haben einen solch krassen Drachen an der Türe, dass ich Angst bekomme und davonlaufe? In weiterer Folge besuchen wir das Machquadrat (Hacklab) in Gleisdorf. Hier haben sich 20 Techniker zusammengetan, um ein Hacklab zu betreiben. Jeden Freitag ist geöffnet. Ich bringe ein Plakat des Vintage Computer Festivals und ein Computerplakat von Robert Weiss mit. Und einen kaputten Staubsaugerroboter, der seit dem Auspacken aus der Originalverpackung keinen Mux tut, dass er auch aussieht wie ein kleines Tier verschweige ich. Der Akku ist kaputt, den muss man wohl kaufen, wenn man will dass das Ding wieder saugt und robotet. Roboten war übrigens der Begriff für die Arbeit, die von den Bauern für die Fürsten der Burgen benutzt wurde. Auch meine Grossmutter kannte den Begriff noch im Zusammenhang mit einer Versicherung. Wenn einem der Stall abbrennt, kommen die anderen Hofbesitzer und helfen beim Wiederaufbau. Diese Arbeit nannte man Roboten. Im Abfall des Hacklabs entdecken wir einen Drachen, der gerade dorthin befördert wurde, weil ihm ein Fuss fehlt. Warum druckten diese IT-Nerds hier in der Oststeiermark Drachen aus? Das Modell befindet sich auf Thingiverse und Roli bekommt den Drachen. Er besorgt sich noch ein Körbchen und muss nichtmal ein Rückfahrtticket für diesen Drachen lösen. Überrascht hat uns auch die ominpräsente Anwesenheit des wohl berühmtesten Drachen der Steiermark: den Panther. Ob aus Hufeisen, als Gipstafel an der Wand oder auf der Titelseite des Reisebüros. Überall stossen wir auf das Wappentier der Steiermark.

Künstler in der Oststeiermark
Auf Schloss Kornberg besuchen wir die Ausstellung im Nebengebäude und lernen Karola, Josef Wurm und seine Frau kennen. Weitere Künstler zu Gast waren beim Frühstück: Christian Strobl und Angelika Sitzwohl, Patrick Mattiaschitz, Musiker.

Die Breinwurst
In der Kolumne Breinwurst wird die Breinwurst beschrieben. Tags darauf sind wir zu Besuch auf dem Bauernhof der Familie Wiedenhofer, die gerade Wurst machen und eben aus den Resten auch eine Breinwurst. Ich erhalte ein Verkostungsexemplar und weil ich der einzige Flexitarier in der Runde bin, bleibt mir dieses Gustostückerl vorbehalten, zum Verzehr mit Sauerkraut.


– Mario Purkathofer

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